Job & Karriere

Kinder in den Lebenslauf? Fünf Gründe, die dagegen sprechen!

Ihr Lieben,

vor kurzem habe ich auf Instagram geschrieben, dass ich grundsätzlich empfehle, Kinder nicht mit in den Lebenslauf aufzunehmen. Das Thema hat viele von euch sehr bewegt. Mich haben dazu unheimlich viele Kommentare und emotionale Mails erreicht. 

Einige von euch haben geantwortet, sie hätten ein moralisches Problem damit, Kinder grundsätzlich zu verschweigen. Viele von euch möchten auch gar nicht in einer Firma arbeiten, für die Kinder ein Problem sind. Eine Leserin schreibt: „Kinder heutzutage nicht anzugeben, fühlt sich wie ein großer Rückschritt an.“ Eine andere: „Wie soll sich in dieser Gesellschaft etwas verändern, wenn wir weiterhin einen so wichtigen Teil verstecken?“

Glaubt mir: Ich kann euch sooo gut verstehen! Ich würde es mir auch anders wünschen. Doch leider zeigt die Erfahrung: Die Bewerbungsmappen von Mamas landen in vielen Unternehmen auch im Jahr 2021 immer noch schneller auf dem Aussortiert-Stapel, als man „Gleichberechtigung“ sagen kann. Grund ist das immer noch weitverbreitete Vorurteil, Mütter seien weniger flexibel und würden aufgrund ihrer kranken Kinder ständig fehlen. Und so passiert es immer wieder: Mütter bekommen oft gar nicht erst die Chance, sich im persönlichen Gespräch zu beweisen. 

Und das ärgert mich sehr. Hochqualifizierte Frauen, die eigentlich perfekt auf eine Stelle passen, werden einfach an den Rand gedrängt und verpassen wertvolle Chancen – nur, weil sie Kinder haben. Corona hat das Problem noch verschärft: Die Pandemie hat die Situation für Mütter auf dem Arbeitsmarkt nicht gerade einfacher gemacht. Viele Arbeitgeber:innen sehen in geschlossene Kitas, Kindern in Quarantäne und nervigem Abrechnungskram mit Kinderkrankengeld und Infektionsschutzgesetz-Entschädigung zusätzliche Probleme und Kosten, die dazu führen, dass viele Mütter noch nicht einmal zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen werden.

Deshalb möchte ich hier jetzt noch einmal ausführlicher darauf eingehen, warum ich es für klüger halte, den eigenen Nachwuchs im Bewerbungsverfahren (zunächst) außen vor zu lassen. Auch wenn man – und das sei vorab gesagt – natürlich trefflich darüber streiten kann!

Fünf Gründe, die gegen Kinder im Lebenslauf sprechen

1. Juristisch seid ihr NICHT verpflichtet, Kinder im Lebenslauf anzugeben

Die Frage, ob Familienstand und Kinder in den Lebenslauf gehören oder nicht, sorgt immer noch für große Unsicherheit: Ist es überhaupt erlaubt, dazu keine Angabe zu machen? Bekanntlich darf im CV nicht gelogen werden, sonst droht später die fristlose Kündigung bzw. die Anfechtung des Arbeitsvertrages. Die Rechtslage ist an dieser Stelle eindeutig: Gesetzlich besteht KEINE Pflicht, Familienstand und Kinder im Rahmen einer Bewerbung zu offenbaren. Es handelt sich um eine freiwillige Angabe, da das Ganze privat und nicht relevant für die Stelle ist. Ihr allein entscheidet also, ob ihr eure Kinder im Lebenslauf erwähnt oder nicht.

2. Ihr verbaut euch damit die Chance, euch im persönlichen Gespräch zu beweisen

Kaum ist man Mutter, hagelt es Job-Absagen: Mütter werden seltener zu Bewerbungsgesprächen eingeladen als Frauen, die keine Kinder haben. Beweisen lässt sich das natürlich nicht. Doch selbst Personaler:innen bestätigen – natürlich nur inoffiziell – dass es häufig ein klares Suchprofil abseits der Qualifikationen gibt, mit Wünschen, die ethisch nicht immer vertretbar sind. Und die erste Hürde ist nun mal, ein Gespräch zu bekommen. Im Vorstellungsgespräch könnt ihr den Punkt „Kinder“ dann immer noch geschickt und selbstbewusst anbringen. Überzeugt ihr im persönlichen Gespräch auf voller Linie und erwähnt dann, dass ihr ein Kind mit gesicherter Betreuung habt, habt ihr eine reelle Chance. Auf keinen Fall solltet ihr das Thema Kind problematisieren, oder anfangen, euch dafür zu rechtfertigen. Euer Standpunkt ist: Ein Kind zu haben ist eine bloße Info für den Arbeitgeber:in, kein Problem!

3. Alles, was potenziell diskriminierend sein kann, hat im Lebenslauf grundsätzlich nichts (mehr) zu suchen

Im Vergleich zu anderen Ländern geben wir Deutschen bei Bewerbungen recht viel Privates preis. Anderswo ist es beispielsweise schon lange nicht mehr üblich, sich mit Bild zu bewerben. Warum auch? Das Aussehen spielt absolut keine Rolle bei der Frage, wie kompetent und qualifiziert jemand ist. Es ist völlig legitim, sich teilweise „anonym“ zu bewerben, also keine Angaben zu Geschlecht und Geburtsdatum zu machen. Ich finde: Wie auch der Familienstand, das Alter oder das Aussehen geht es den Arbeitgeber erst einmal nichts an, ob man Kinder hat oder nicht. Alles, was potentiell diskriminierend sein kann, hat heutzutage nichts mehr im Lebenslauf zu suchen. Und leider zählt dazu auch der Fakt Kinder bzw. Elternschaft auch dazu. (Wenn ihr zum Thema Elternschaft als Diskriminierungsmerkmal noch mehr lesen wollt, dann schaut euch mal mein neueste Projekt #proparents an.)

4. Es geht bei einer Bewerbung ganz allein um eure BERUFLICHE Kompetenz

Wenn ihr euch auf eine Stelle bewerbt, geht es allein um eure berufliche Kompetenz. Ausbildung, Erfahrung und Motivation sollten die entscheidende Punkte für eine Einstellungsentscheidung sein. Warum bitteschön die Anzahl, oder das Alter der Kinder? Schreibt ihr in eure Bewerbung, dass ihr Kinder habt, suggeriert das, dass das etwas mit dem Job zu tun hat. Hat es aber nicht. Ihr macht aber einen ebenso guten Job mit oder ohne Kinder. Und ihr organisiert euch gut. Gleichzeitig ist es auch selbstverständlich, dass ein Arbeitgeber:in euch unterstützt und sein Unternehmen familienfreundlich ausgestaltet. In der heutigen Zeit sollte das eine Selbstverständlichkeit, kein besonderer Service, denn man sich erbetteln muss. Es ist daher völlig irrelevant, ob ihr Mutter seid oder nicht.

5. Bei Vätern spielt es auch keine Rolle, ob sie Kinder haben 

Väter müssen sich in der Regel nicht den Kopf darüber zerbrechen, ob sie Kinder im Lebenslauf angeben oder nicht. Bei männlichen Bewerbern ist es Arbeitgeber:innen nämlich meistens ziemlich egal, ob Nachwuchs vorhanden ist oder nicht. Im Gegensatz zu Frauen wird Männern nicht unterstellt, dass sie unflexibel sind und wegen ihrer kranken Kinder ausfallen. Wird schon die Frau einspringen…

Diese Denkweise zeigt, wie stark Bewerbungsprozesse von überholten Rollenbildern geprägt sind. Solange das so ist, habt ihr in meinen Augen jedes Recht, den Punkt „Kinder“ im Lebenslauf auszuklammern und auch im Vorstellungsgespräch nicht proaktiv anzusprechen. Es ist traurig aber wahr: Wer Kinder im Lebenslauf verschweigt, läuft weniger Gefahr in überholte Rollenbilder gepresst zu werden und erhöht damit seine Chancen auf dem Arbeitsmarkt.

Ich weiß, dass sich das für viele von euch komisch, ja sogar nach einer Lüge anfühlt, Kinder im Lebenslauf zu verschweigen. Wenn ihr euch absolut nicht damit wohlfühlt, gibt es übrigens auch andere, elegante Lösungen, um den Nachwuchs nicht ganz so vordergründig zu platzieren. Einige von euch haben mir geschrieben, dass sie im Bereich Interessen verschiedene Engagements aufnehmen, die auf Kinder schließen lassen, wie z.B. die Mitgliedschaft in einem Mütternetzwerk. 

Und, bitte nicht falsch verstehen: Wenn es sich besser für euch anfühlt, könnt ihr natürlich eure Kinder erwähnen – dann solltet ihr aber auf jeden Fall ergänzen, dass eine Betreuung durch Kita, Oma und Opa o.ä. gesichert ist. Wählt also eine Formulierung wie: „Ein Sohn, Betreuung gesichert.“ Damit Personaler:innen eure Bewerbung nicht aus Sorge vor Fehlzeiten sofort in die Ecke feuern – und ihr zumindest ein höhere Chance bekommt, im persönlichen Gespräch zu überzeugen! 

So ihr Lieben, ich hoffe, ich konnte mit diesem Artikel noch einmal verdeutlichen, warum ich denke, dass Kinder im Lebenslauf nichts zu suchen haben. Wie denkt ihr darüber? Wie sind eure Erfahrungen mit dem Thema? Kommentiert gerne hier unter dem Beitrag oder schreibt mir in den sozialen Netzwerken. Ich freue mich auf eure Erfahrungsberichte!

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